Ressourcen für LCA-Praktiker:innen
Um Biodiversitätsrisiken entlang von Lieferketten zu managen, müssen potenzielle Biodiversitätsauswirkungen, die bei der Herstellung, Nutzung und Entsorgung von Produkten und Prozessen entstehen, quantifiziert und bewertet werden. Die BVI-Methode ermöglicht diese Abschätzung der Auswirkungen auf die Biodiversität entlang des gesamten Lebenszyklus. Die BVI-Methode baut auf dem Land Use Framework der Life Cycle Initiative auf (Milà i Canals et al. 2007, Koellner et al. 2013). Dieses Framework interpretiert vereinfacht eine vom Referenzzustand abweichende und über eine bestimmte Dauer (Δt) aufrechterhaltene „Qualität“ (ΔQ) der durch einen Prozess beanspruchten Erdoberfläche (A) als die Wirkung des Prozesses. In diesem Kontext steht der Begriff „Qualität“ für schützenswerte Güter der Erdoberfläche, wie beispielsweise die Biodiversität. Wie bei allen Methoden des Life Cycle Impact Assessment erfordert auch diese Methode spezifische Inventardaten der relevanten Prozesse für eine konkrete LCA-Studie. Für landnutzende Prozesse bedeutet dies Informationen über die beanspruchte Fläche (A) [m²] und die Dauer der Beanspruchung (Δt) [a]. Diese beiden Größen werden in den Prozessdatensätzen üblicherweise als Flächenzeit [m²a] zusammengefasst.
Viele relevante Inventardatensätze in kommerziellen LCA-Datenbanken enthalten mittlerweile auch diese Flächenzeit, wenngleich häufig stark aggregiert. Für eine vereinfachte Anwendung der BVI-Methode muss lediglich die Flächenzeit eines landnutzenden Prozesses mit dem Charakterisierungsfaktor der entsprechenden Flächennutzungsart multipliziert werden. Der Charakterisierungsfaktor entspricht dabei der Qualitätsdifferenz (ΔQ) im Land Use Framework. In der Praxis der Lebenszyklusanalyse (LCA) ist die Anwendung des Land Use Frameworks und der beschriebenen Biodiversitäts-Wirkungsabschätzung im Wesentlichen vergleichbar mit etablierten Wirkungsdimensionen, die sich auf Emissionen beziehen (z.B. das bekannte Global Warming Potential, GWP): Die Wirkung wird durch das Produkt aus Inventargröße und Charakterisierungsfaktor berechnet.
Um möglichst hochwertige Biodiversitätswirkungsabschätzungen durchzuführen, werden spezifische Daten über die Intensität der beteiligten Prozesse benötigt (z.B. Bodenbearbeitung, Düngereinsatz, Pestizideinsatz). Die Charakterisierung kann allerdings auch über statistische Daten erfolgen (z.B. nationale Durchschnittswerte), die aber keine Aussage über ein spezifisches System liefern. Zudem werden Biodiversitätswirkungen einbezogen, die nicht nur unmittelbar auf der genutzten Fläche wirken, sondern sich über eine Region (z.B. Wassernutzung) oder global (z.B. THG-Emissionen) erstrecken. Bei den Berechnungen werden nach Möglichkeit die an den jeweiligen Orten vorherrschenden Hintergrundbelastungen bzw. Vorbelastungen berücksichtigt.
In der LCA-Praxis gestaltet sich die Anwendung der hier beschriebenen Biodiversitäts-Wirkungsabschätzung also nicht grundsätzlich anders als bei anderen Wirkungsdimensionen, die mit Emissionen zusammenhängen (z.B. das bekannte Global Warming Potential, GWP):
Wirkung=Charakterisierungsfaktor*Inventargröße
In bekannten Wirkungsmodellen, wie dem GWP, wird die Menge der einzelnen Treibhausgase (Inventargröße) mit dem treibhausgasspezifischen Charakterisierungsfaktor (z.B. Methan: 25 kgCO2-Äq./kg) multipliziert, und im nächsten Schritt über alle Treibhausgase aufsummiert. Das bedeutet z.B., dass 1 kg Methan das gleiche Potential hat, Klimaänderung hervorzurufen, wie 25 kg CO2.
Die BVI-Methode baut auf dem Land Use Framework der Life Cycle Initiative auf (Milà i Canals et al. 2007, Koellner et al. 2013). Vereinfacht ausgedrückt interpretiert dieses Framework eine von einem Referenzzustand abweichende „Qualitätsdifferenz“ (ΔQ), die über eine bestimmte Dauer (Δt) auf der durch einen Prozess beanspruchten Erdoberfläche (A) aufrechterhalten wird, als die Wirkung des Prozesses. In diesem Kontext steht der Begriff „Qualität“ als Platzhalter für schützenswerte Güter der Erdoberfläche. In der BVI-Methode wird Biodiversität als schützenswertes Gut definiert.
Die Biodiversitätswirkung wird in der BVI-Methode also durch die Inventargröße Flächenokkupation bzw. beanspruchte Fläche pro Jahr [m2a] und einem flächennutzungsspezifischen Charakterisierungsfaktor bestimmt. Inventardatensätze zur Flächenzeit sind in kommerziellen LCA-Datenbanken für viele Prozesse mittlerweile enthalten. Für eine vereinfachte Anwendung der Methode können die Inventardaten mit einer Reihe von Charakterisierungsfaktoren verwendet werden, die bereits veröffentlicht wurden.
Für eine spezifische Anwendung der BVI-Methode in einer LCA-Studie werden, wie bei allen Methoden des Life Cycle Impact Assessment, spezifische Inventardaten der relevanten Prozesse benötigt. Für landnutzende Prozesse bedeutet dies Informationen über die Intensität der Nutzung der beanspruchten Fläche. Diese wird über Managementparameter bestimmt.
Da Biodiversität und damit auch das Biodiversitätsverlustpotential global nicht gleich verteilt sind, ist es für die Bestimmung der direkten Biodiversitätsauswirkungen auf einer Fläche wichtig zu unterscheiden, an welchem Ort auf der Erde die Nutzung dieser Fläche stattfindet. Um eine globale Gewichtung zu ermöglichen, wurde die Ökoregionenkarte entwickelt, die jeder Ökoregion eine ökologische Wertigkeit zuschreibt: den Ökoregionsfaktor (Ecoregion Factor).
Der Faktor gibt einen Hinweis darauf, in welchen Regionen geringere oder höhere Risiken bestehen, negative Auswirkungen auf Biodiversität zu verursachen oder besonders viel für den Schutz und die Förderung von Biodiversität erreicht werden kann. Wichtig ist, dass der Faktor nicht die spezifische Situation auf dem Feld bzw. der genutzten Fläche widerspiegelt, sondern eine durchschnittliche Angabe für eine Ökoregion darstellt. Somit ersetzt diese Betrachtung keine vollständige Bewertung, sondern bildet eine Eingangsgröße in die Berechnung der Biodiversitätswirkung von Produkten nach der BVI-Methode.
Die Ökoregionsfaktoren sind auf einer Weltkarte verzeichnet. Die Karte kann entweder Ökoregionen anzeigen oder Länder. Der Faktor für Länder entspricht einem flächengewichteten Mittelwert der Ökoregionen, die sich mit der Fläche der Länder überschneiden.
Folgende Faktoren wurden bei der Entwicklung der Ökoregionenkarte berücksichtigt:
- Anteil der straßenlosen Regionen,
- Anteil der Wald- und Graslandschaften,
- geschützte Feuchtgebiete und Anteil der Feuchtgebiete und
- die Summe der globalen Aussterbewahrscheinlichkeit von Arten in der Region.
Herunterladbare Inhalte
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